Birmingham,
England
Emma Heathcote, zweiundzwanzigjährige Theologieabsolventin
an der englischen Birmingham University stellt Nachforschungen über
Begegnungen mit Engeln an und hofft, damit zeigen zu können, daß
Menschen jeder Konfession sowie auch Nichtgläubige die gleichen Erfahrungen
machen.
Nachdem sie in Zeitungen und religiösen Zeitschriften inseriert und
um Beschreibungen von "Engelsbegegnungen" gebeten hatte, erhielt
sie eine beträchtliche Anzahl von Berichten. Mit ihr sprach Gill
Fry für Share International.
Share International: Haben Sie Zuschriften von Menschen jeder Konfession
bekommen?
Emma Heathcote: Bis jetzt habe ich etwa 450 Briefe erhalten, meistenteils
von Christen, aber auch von Juden, Moslems, Hindus und vielen Atheisten.
SI: Ist es schwieriger, von Nichtchristen etwas über Engelserlebnisse
zu erfahren?
EH: Ja. Ich hatte nicht damit gerechnet, wie schwierig es sein würde,
von Menschen anderer Konfessionen etwas darüber zu erfahren. Die
jüdische Vorstellung von Engeln ist sehr von Mystizismus und der
Kabbala geprägt; deshalb wollen viele Menschen aus der jüdischen
Tradition nicht mit ihren Erlebnissen herausrücken, außer wenn
sie sehr liberal sind.
Es ist auch schwer, darüber zu schreiben, weil es so persönlich
ist. Viele haben mir geschrieben, ich sei der erste Mensch, dem sie etwas
davon erzählt hätten - höchstens noch ihrem Mann. Die Leute
bitten mich, ihren Namen nicht zu nennen, weil sie völlig lächerlich
gemacht würden, falls das jemand aus dem Bekanntenkreis herausbekäme.
Demnach ist es für manche ein ziemlich großer Schritt, solche
Erfahrungen niederzuschreiben.
SI: Gibt es Engel in allen Religionen?
EH: Engel werden im Koran, in den Hinduschriften, in der griechischen
Mythologie und im Alten Testament genauso oft erwähnt wie im Neuen
Testament. Das griechische Wort für Engel ist Angelos, was Bote bedeutet,
das hebräische Wort ist Malakh und bedeutet göttlicher Geist,
und das persische Wort Angeros heißt Kurier. Engel werden von allen
Religionen erwähnt und scheinen auch überall die selbe Rolle
zu spielen.
SI: Was heißt das?
EH: Sie haben vielen, die mir geschrieben haben, Hoffnung, Frieden und
ein Gefühl der Sicherheit gegeben und ihnen oft aus einer schwierigen
oder gefährlichen Situation geholfen. Ein Mann erzählte mir,
wie er einmal auf dem Weg zur Arbeit eine stark befahrene Straße
überqueren wollte, als sich im Verkehr gerade eine Lücke bot;
da hielt ihm plötzlich eine ältere Dame, die er noch nie zuvor
gesehen hatte, ihren Arm mit solcher Kraft vor die Brust, daß er
nicht weitergehen konnte.
Sekunden später raste ein Sportwagen vorbei, der ihn sonst bestimmt
erfaßt hätte. Der Mann drehte sich um und wollte der Dame danken,
aber sie war nirgends zu sehen. In solchen lebensbedrohenden Situationen
verschwinden die Engel meist gleich danach.
SI: Haben viele Leute Erlebnisse mit Engeln, die "verschwinden"?
EH: Ja. Meinen Nachforschungen zufolge kann man Engelerscheinungen wahrscheinlich
in fünf Kategorien einteilen. In der ersten ist das Erlebnis visuell:
Die Engel erscheinen entweder mit den traditionellen Flügeln oder
in menschlicher Gestalt oder als Gestalt in Weiß. Bei der zweiten
Erlebnisform wird ein unerklärlich starker, süßer Duft
wahrgenommen, was sehr häufig in Gegenwart eines Sterbenden geschieht.
In der dritten Kategorie hört man eine Stimme oder einen Chor von
Engeln, oft an einem Ort der Andacht.
In der vierten Kategorie gibt es eine direkte körperliche Empfindung,
was häufig ältere Leute erleben. Das Gefühl, von Flügeln
umhüllt zu sein, ist ziemlich verbreitet. Eine ältere Dame schrieb
in ihrem Brief, wie schwer es ihr fiel, zu Bett zu gehen, nachdem ihr
Mann gestorben war, weil sie ihn so sehr vermißte; und sie beschrieb,
wie sie sehen und spüren konnte, wie sich ihre Daunendecke in Engelsflügeln
ähnliche, tröstende Arme verwandelte.
Interessanterweise war sie Atheistin. Mehrere Leute erzählten, sie
hätten gefühlt, wie sich Flügel um sie legten, als sie
Trost brauchten, ohne daß sie einen Engel sehen konnten. Eine weitere
körperliche Erfahrung ist Berührung. Eine Frau schrieb mir,
daß sie bei der Beerdigung ihres Sohnes einen Engel sah und fühlte,
wie er ihre Wange berührte. Sehr sehr viele Menschen, die mir geschrieben
haben, haben einen Engel nicht nur gesehen, sondern auch seine Berührung
gespürt.
Die fünfte Kategorie ist Licht, entweder ein Strahl oder ein Schein.
Oft scheint beim Tod eines geliebten Menschen ein Lichtstrahl nach oben
zu schießen. Eine Frau schilderte mir, wie sie ihren Vater aus dem
Bett gleiten sah, wie er dann neben einem Engel stand, sich im Zimmer
umschaute und schließlich nach oben in einen Lichtstrahl hineinschwebte.
Auch die Mutter befand sich im Zimmer, und obwohl sie nichts gesehen hatte,
spürte sie, was geschah. Viele dieser Erlebnisse geschehen, wenn
der Tod kommt - daher der Ausdruck "Todesengel".
SI: Haben Sie auch von Erlebnissen in Krankenhäusern gehört?
EH: Ja. Eine Hindu in den Vierzigern, die mit einer Beinverletzung im
Krankenhaus lag, schrieb mir, daß sie am Bett von zwei Patienten,
die im Sterben lagen, geduldig wartende Engel sah. Eine andere Frau schrieb,
daß sie eines nachts im Krankenhaus von einer sterbenden Patientin
wachgehalten wurde, die sich die ganze Nacht durch immer wieder aufrichtete
und das Fußende ihres Betts zu erreichen versuchte.
Sie schaffte es aber nicht, zuckte schließlich die Schultern, murmelte
etwas vor sich hin und legte sich wieder schlafen. Patienten im Krankenzimmer
hatten bemerkt, daß sie mit "jemandem" sprach, und die
Schreiberin sah einen Engel am Bettende der Patientin stehen. Am nächsten
Morgen war die ruhelose Frau tot.
SI: Glauben Sie, daß das Interesse an Engeln heute größer
ist als je zuvor?
EH: Ja. Die amerikanische Zeitschrift The Skeptic berichtete, daß
- wenn es um Glauben geht - der Glauben an Engel am meisten zunimmt. Eine
Umfrage ergab, daß sieben von zehn Leuten an Engel glauben, und
einer von dreien bezeugt, die Gegenwart eines "himmlischen Wesens"
erlebt zu haben.
SI: Könnte die Zahl noch höher liegen, wenn man bedenkt, daß
viele Begegnungen mit Engeln hatten, die wie normale Männer und Frauen
aussahen?
EH: Es gibt viele Arten von Engeln. Manche Leute haben nur das traditionelle
Bild: Heiligenschein, Flügel und so weiter. Aber Engel erscheinen
manchmal auch als Gestalt in Weiß oder als normaler Mensch - aber
sie haben immer etwas Besonderes.
SI: Was ist für sie so charakteristisch, daß sie für Engel
gehalten werden?
EH: Der "Engel" ist meist jemand, den man nicht kennt. In einer
gefährlichen Situation tauchen sie oft im Bruchteil einer Sekunde
auf. Sie vollbringen ihre Tat, sagen häufig nichts und verschwinden
dann wieder. Einige Zeitungen behaupteten, ich hätte gesagt, sie
"lösen sich in Rauch auf". Das stimmt nicht - aber oft
verschwinden sie einfach.
In einem Brief, den ich bekommen habe, berichtete eine Familie, wie ihr
Wagen auf einer Fahrt durch Wales auf einem schlammigen Weg stecken blieb.
Wie aus dem Nichts kamen ihnen vier Wanderer zu Hilfe und hoben das Auto
aus dem Schlamm auf trockenen Boden. Als die Familie sich umwandte, um
ihnen zu danken, waren sie verschwunden. Ringsherum waren Felder - man
hätte sie also sehen müssen.
Mich interessieren besonders solche Gruppenerlebnisse, weil sie skeptische
Psychologen widerlegen, die so etwas als "Einbildung" hinstellen.
SI: Halten Sie auch Journalisten für skeptisch?
EH: Ja, es ist sehr schade, daß die Medien meinen, für alles
eine logische Erklärung finden zu müssen. Einige Briefe, die
ich erhalten habe, kann man aber nicht so leicht abtun, weil es für
die beschriebenen Erlebnisse mehrere Zeugen gibt.
Ein Mann schrieb mir über einen Vorfall in einem Krankenhaus, wo
seine schwerkranke Frau auf der Intensivstation künstlich beatmet
wurde. Er besuchte sie mit ihren beiden Söhnen und seinen Eltern.
Ihr Zustand war kritisch - ihre Chance, zu überleben, lag bei fünfzig
Prozent. Auf einmal sah er einen Engel hinter dem Gitter am Bettende stehen.
Während er sich noch fragte, ob er das lediglich der Überlastung
und Aufregung zuschreiben sollte, drehte sich der eine Sohn zu ihm um
und fragte: "Papa, siehst du die Gestalt dort hinter dem Bett?"
Und dann sagte sein jüngerer Sohn: "Das ist ein Engel!"
- und seine Eltern riefen, sie hätten "so etwas noch nie gesehen".
Als dann eine Schwester dazukam, fragten sie sie, ob sie etwas Ungewöhnliches
sehen könne, und sie antwortete: "Ach du meine Güte - da
ist ein Engel!" Der Engel verschwand dann, und von diesem Moment
an wurde die Frau wieder völlig gesund.
Dann gab es einen anderen Fall in einer kleinen Pfarrkirche in der Nähe
von London. Ein junges Paar war in die Gegend gezogen, und die junge Frau
wollte konfirmiert werden. Als sie dann am Taufstein stand und darauf
wartete, hatte der Pfarrer ein seltsames Gefühl von warmem Öl
auf dem ganzen Körper.
Er sah, wie die versammelte Gemeinde gespannt die Frau anschaute, und
als er sich umdrehte, sah er neben ihr einen Engel, dessen Hände
auf ihren Schultern lagen. Eine Zeugin fiel in Ohnmacht - sie war Katholikin
und bat später wegen des Wunders, das sie erlebt hatte, anglikanisch
konfirmiert zu werden.
Alle Leute, die in der Nähe des Taufsteins standen, hatten den Engel
gesehen. Am nächsten Tag rief sie der Pfarrer alle zusammen und fand
heraus, daß sie alle das gleiche erlebt hatten.
SI: Haben Sie Berichte aus der Zeit von Prinzessin Dianas Tod?
EH: Eine Anglikanerin und eine Sikh haben mir unabhängig voneinander
geschrieben, daß sie bei sich im Raum, wo sie das Begräbnis
von Prinzessin Diana im Fernsehen anschauten, eine Engelschar gesehen
hätten.
SI: Gab es noch anderweitige Beschreibungen?
EH: Ja, fünf Blinde haben mir über ihre Erlebnisse berichtet;
sie scheinen das gleiche zu erleben wie Sehende. Das ist ein interessantes
Thema, und ich hoffe, darüber noch mehr zu erfahren.
SI: Haben Ihnen auch jüngere Leute geschrieben?
EH: Viele Menschen zwischen zwanzig und vierzig haben mir von Erlebnissen
erzählt, die sie in der Kindheit hatten. Der erste Brief, den ich
erhielt, kam von einer über sechzigjährigen Friedensrichterin,
die darin ein Erlebnis schildert, das sie mit 22 Jahren hatte. Damals
arbeitete sie in der Unfallstation des Londoner Guy's Hospital.
Ein drei Jahre altes Mädchen wurde in die Notaufnahme eingeliefert,
gefolgt von einer völlig aufgelösten Mutter, einem Polizisten,
einer Zeugin und einem verstörten Lastwagenfahrer. Offenbar hatte
das Kind auf der Straße gespielt und war vom Laster überfahren
worden. Der Fahrer hatte gespürt, wie die Reifen über das Kind
rollten, und war völlig verzweifelt. Alle vier Personen hatten den
Unfall gesehen.
Der Arzt untersuchte das Mädchen, aber es war nicht verletzt. Man
machte Röntgenaufnahmen - alles war normal, außer daß
das Mädchen bewußtlos war. Schließlich kam sie zu sich,
schaute ihre Mutter an und sagte: "Wo ist der Mann mit dem langen
weißen Mantel?" Der Arzt trat vor, aber das Kind sagte: "Nein,
da war ein Mann in einem langen weißen Mantel, und er hat mich hochgehoben,
als die Reifen über mich gerollt sind."
SI: Glauben Sie, Ihre Arbeit könnte zu einer Synthese unter den Religionsgemeinschaften
beitragen, da sie zeigen kann, daß Engel Menschen aller Konfessionen
erscheinen?
EH: Wenn in den unterschiedlichen Religionen alle die gleichen Erfahrungen
machen, dann ist das sehr spannend. Die Medien haben Interesse an meiner
Arbeit gezeigt, weil ich die erste in Großbritannien bin, die dieses
Thema erforscht. Es gibt viele Bücher über Engel, aber im großen
und ganzen aus der Sicht des Christentums oder des New Age.
SI: Wie sehen die Erfahrungen von Menschen anderer Religionen aus?
EH: Es sind genau die gleichen, oft sehen sie Engel in menschlicher Gestalt.
Einige Moslems schrieben, daß sie bei einem Sterbenden einen starken
Duft wahrgenommen haben, und eine Hindufrau roch den Duft der Lieblingsblumen
ihres Vaters, als er starb.
SI: Sie haben rund 450 Briefe erhalten. Den Menschen müssen diese
Erlebnisse offenbar viel bedeuten, daß sie sich die Mühe machen,
Ihnen zu schreiben. Wird das aus den Briefen ersichtlich?
EH: Ja, die Begegnungen waren für sie sehr lebendig und haben sie
nachdenklich gestimmt. Eine Frau schrieb, als ihr Mann gestorben sei und
die Leichenbestatter sich um seinen Körper kümmerten, sei sie
in den Garten gegangen. Als sie ins Schlafzimmer zurückkam, um das
Bett zu machen, nahm sie einen intensiven Blumenduft wahr. Sie dachte,
die Männer hätte ein Duftspray benutzt, aber als sie später
einen Artikel über meine Arbeit las, wurde ihr klar, daß sie
ein "Erlebnis" gehabt haben mußte, und das hat sie sehr
beruhigt.
SI: Wie sehen Engel aus, wenn sie Menschen erscheinen?
EH: Ich denke, die Leute sehen verschiedene Arten von Engeln. Einige sehen
den traditionellen, zweieinhalb Meter großen Engel. Ich erfuhr zum
Beispiel vom Erlebnis eines Mannes, der seinen Hund an einem Kanal spazieren
führte. Er war ein Wissenschaftler mit drei Titeln - eine intelligente,
logisch denkende Person und Christ.
Er spürte etwas Unheimliches und fürchtete sich, also fing er
an zu beten, und augenblicklich stand ein Engel von einem Meter achtzig
wie sein Beschützer vor ihm. Andere haben verschwommen Lichtkugeln
gesehen, einen starken Duft gerochen oder eine Stimme gehört. Einige
Skeptiker fragten mich, warum Engel nicht immer in der gleichen Form erscheinen.
Ich denke, wenn gerade Ihr Mann gestorben ist, würden Sie nicht plötzlich
einen zweieinhalb Meter großen Engel vor sich sehen wollen. Das
würde Ihnen Angst einjagen. Ich glaube, daß die Begegnung jeweils
so gestaltet ist, daß man damit umgehen kann - sie ist auf den einzelnen
zugeschnitten.
SI: Glauben Sie, daß die Menschheit einer spirituelleren Zeit entgegengeht?
EH: Ich denke, das muß sie. Religion ist auf dem absteigenden Ast,
wir müssen etwas anderes finden. Die meisten meiner Generation sind
ohne irgendeine Religion aufgewachsen, und der Mensch braucht etwas.
SI: Glauben Sie persönlich, daß es Engel gibt?
EH: Bevor ich mit diesen Nachforschungen begann, stand ich dem Thema etwas
skeptisch gegenüber. Je mehr Briefe mit derart erstaunlichen Geschichten
ich erhielt, desto mehr kam ich zu der Überzeugung, daß die
Leute wirklich glauben, Engel gesehen zu haben. Heute habe ich wirklich
das Gefühl, daß es da draußen Engel gibt, und wann oder
wo immer sie erscheinen, ist ihre Anwesenheit tröstlich.
Falls Leser weitere Informationen wünschen oder über Erlebnisse
mit Engeln berichten wollen (aus jeder Konfession und Weltanschauung),
wenden Sie sich bitte an:
Emma Heathcote; PO Box 7459; Birmingham, B32 2TQ; England - oder <www.cherubim.freeserve.co.uk>
Weitere Beschreibungen über Engel finden Sie in Benjamin Cremes Buch
Maitreya, Christus und die Meister der Weisheit.
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