Begegnungen mit Engeln


Interview mit Emma Heathcote von Gill Fry


aus: Share International, Juli/August 1999




Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von © Share International

Birmingham, England

Emma Heathcote, zweiundzwanzigjährige Theologieabsolventin an der englischen Birmingham University stellt Nachforschungen über Begegnungen mit Engeln an und hofft, damit zeigen zu können, daß Menschen jeder Konfession sowie auch Nichtgläubige die gleichen Erfahrungen machen.

Nachdem sie in Zeitungen und religiösen Zeitschriften inseriert und um Beschreibungen von "Engelsbegegnungen" gebeten hatte, erhielt sie eine beträchtliche Anzahl von Berichten. Mit ihr sprach Gill Fry für Share International.


Share International: Haben Sie Zuschriften von Menschen jeder Konfession bekommen?

Emma Heathcote: Bis jetzt habe ich etwa 450 Briefe erhalten, meistenteils von Christen, aber auch von Juden, Moslems, Hindus und vielen Atheisten.

SI: Ist es schwieriger, von Nichtchristen etwas über Engelserlebnisse zu erfahren?

EH: Ja. Ich hatte nicht damit gerechnet, wie schwierig es sein würde, von Menschen anderer Konfessionen etwas darüber zu erfahren. Die jüdische Vorstellung von Engeln ist sehr von Mystizismus und der Kabbala geprägt; deshalb wollen viele Menschen aus der jüdischen Tradition nicht mit ihren Erlebnissen herausrücken, außer wenn sie sehr liberal sind.

Es ist auch schwer, darüber zu schreiben, weil es so persönlich ist. Viele haben mir geschrieben, ich sei der erste Mensch, dem sie etwas davon erzählt hätten - höchstens noch ihrem Mann. Die Leute bitten mich, ihren Namen nicht zu nennen, weil sie völlig lächerlich gemacht würden, falls das jemand aus dem Bekanntenkreis herausbekäme. Demnach ist es für manche ein ziemlich großer Schritt, solche Erfahrungen niederzuschreiben.

SI: Gibt es Engel in allen Religionen?

EH: Engel werden im Koran, in den Hinduschriften, in der griechischen Mythologie und im Alten Testament genauso oft erwähnt wie im Neuen Testament. Das griechische Wort für Engel ist Angelos, was Bote bedeutet, das hebräische Wort ist Malakh und bedeutet göttlicher Geist, und das persische Wort Angeros heißt Kurier. Engel werden von allen Religionen erwähnt und scheinen auch überall die selbe Rolle zu spielen.

SI: Was heißt das?

EH: Sie haben vielen, die mir geschrieben haben, Hoffnung, Frieden und ein Gefühl der Sicherheit gegeben und ihnen oft aus einer schwierigen oder gefährlichen Situation geholfen. Ein Mann erzählte mir, wie er einmal auf dem Weg zur Arbeit eine stark befahrene Straße überqueren wollte, als sich im Verkehr gerade eine Lücke bot; da hielt ihm plötzlich eine ältere Dame, die er noch nie zuvor gesehen hatte, ihren Arm mit solcher Kraft vor die Brust, daß er nicht weitergehen konnte.

Sekunden später raste ein Sportwagen vorbei, der ihn sonst bestimmt erfaßt hätte. Der Mann drehte sich um und wollte der Dame danken, aber sie war nirgends zu sehen. In solchen lebensbedrohenden Situationen verschwinden die Engel meist gleich danach.

SI: Haben viele Leute Erlebnisse mit Engeln, die "verschwinden"?

EH: Ja. Meinen Nachforschungen zufolge kann man Engelerscheinungen wahrscheinlich in fünf Kategorien einteilen. In der ersten ist das Erlebnis visuell: Die Engel erscheinen entweder mit den traditionellen Flügeln oder in menschlicher Gestalt oder als Gestalt in Weiß. Bei der zweiten Erlebnisform wird ein unerklärlich starker, süßer Duft wahrgenommen, was sehr häufig in Gegenwart eines Sterbenden geschieht. In der dritten Kategorie hört man eine Stimme oder einen Chor von Engeln, oft an einem Ort der Andacht.

In der vierten Kategorie gibt es eine direkte körperliche Empfindung, was häufig ältere Leute erleben. Das Gefühl, von Flügeln umhüllt zu sein, ist ziemlich verbreitet. Eine ältere Dame schrieb in ihrem Brief, wie schwer es ihr fiel, zu Bett zu gehen, nachdem ihr Mann gestorben war, weil sie ihn so sehr vermißte; und sie beschrieb, wie sie sehen und spüren konnte, wie sich ihre Daunendecke in Engelsflügeln ähnliche, tröstende Arme verwandelte.

Interessanterweise war sie Atheistin. Mehrere Leute erzählten, sie hätten gefühlt, wie sich Flügel um sie legten, als sie Trost brauchten, ohne daß sie einen Engel sehen konnten. Eine weitere körperliche Erfahrung ist Berührung. Eine Frau schrieb mir, daß sie bei der Beerdigung ihres Sohnes einen Engel sah und fühlte, wie er ihre Wange berührte. Sehr sehr viele Menschen, die mir geschrieben haben, haben einen Engel nicht nur gesehen, sondern auch seine Berührung gespürt.

Die fünfte Kategorie ist Licht, entweder ein Strahl oder ein Schein. Oft scheint beim Tod eines geliebten Menschen ein Lichtstrahl nach oben zu schießen. Eine Frau schilderte mir, wie sie ihren Vater aus dem Bett gleiten sah, wie er dann neben einem Engel stand, sich im Zimmer umschaute und schließlich nach oben in einen Lichtstrahl hineinschwebte. Auch die Mutter befand sich im Zimmer, und obwohl sie nichts gesehen hatte, spürte sie, was geschah. Viele dieser Erlebnisse geschehen, wenn der Tod kommt - daher der Ausdruck "Todesengel".

SI: Haben Sie auch von Erlebnissen in Krankenhäusern gehört?

EH: Ja. Eine Hindu in den Vierzigern, die mit einer Beinverletzung im Krankenhaus lag, schrieb mir, daß sie am Bett von zwei Patienten, die im Sterben lagen, geduldig wartende Engel sah. Eine andere Frau schrieb, daß sie eines nachts im Krankenhaus von einer sterbenden Patientin wachgehalten wurde, die sich die ganze Nacht durch immer wieder aufrichtete und das Fußende ihres Betts zu erreichen versuchte.

Sie schaffte es aber nicht, zuckte schließlich die Schultern, murmelte etwas vor sich hin und legte sich wieder schlafen. Patienten im Krankenzimmer hatten bemerkt, daß sie mit "jemandem" sprach, und die Schreiberin sah einen Engel am Bettende der Patientin stehen. Am nächsten Morgen war die ruhelose Frau tot.

SI: Glauben Sie, daß das Interesse an Engeln heute größer ist als je zuvor?

EH: Ja. Die amerikanische Zeitschrift The Skeptic berichtete, daß - wenn es um Glauben geht - der Glauben an Engel am meisten zunimmt. Eine Umfrage ergab, daß sieben von zehn Leuten an Engel glauben, und einer von dreien bezeugt, die Gegenwart eines "himmlischen Wesens" erlebt zu haben.

SI: Könnte die Zahl noch höher liegen, wenn man bedenkt, daß viele Begegnungen mit Engeln hatten, die wie normale Männer und Frauen aussahen?

EH: Es gibt viele Arten von Engeln. Manche Leute haben nur das traditionelle Bild: Heiligenschein, Flügel und so weiter. Aber Engel erscheinen manchmal auch als Gestalt in Weiß oder als normaler Mensch - aber sie haben immer etwas Besonderes.

SI: Was ist für sie so charakteristisch, daß sie für Engel gehalten werden?

EH: Der "Engel" ist meist jemand, den man nicht kennt. In einer gefährlichen Situation tauchen sie oft im Bruchteil einer Sekunde auf. Sie vollbringen ihre Tat, sagen häufig nichts und verschwinden dann wieder. Einige Zeitungen behaupteten, ich hätte gesagt, sie "lösen sich in Rauch auf". Das stimmt nicht - aber oft verschwinden sie einfach.

In einem Brief, den ich bekommen habe, berichtete eine Familie, wie ihr Wagen auf einer Fahrt durch Wales auf einem schlammigen Weg stecken blieb. Wie aus dem Nichts kamen ihnen vier Wanderer zu Hilfe und hoben das Auto aus dem Schlamm auf trockenen Boden. Als die Familie sich umwandte, um ihnen zu danken, waren sie verschwunden. Ringsherum waren Felder - man hätte sie also sehen müssen.

Mich interessieren besonders solche Gruppenerlebnisse, weil sie skeptische Psychologen widerlegen, die so etwas als "Einbildung" hinstellen.

SI: Halten Sie auch Journalisten für skeptisch?

EH: Ja, es ist sehr schade, daß die Medien meinen, für alles eine logische Erklärung finden zu müssen. Einige Briefe, die ich erhalten habe, kann man aber nicht so leicht abtun, weil es für die beschriebenen Erlebnisse mehrere Zeugen gibt.

Ein Mann schrieb mir über einen Vorfall in einem Krankenhaus, wo seine schwerkranke Frau auf der Intensivstation künstlich beatmet wurde. Er besuchte sie mit ihren beiden Söhnen und seinen Eltern. Ihr Zustand war kritisch - ihre Chance, zu überleben, lag bei fünfzig Prozent. Auf einmal sah er einen Engel hinter dem Gitter am Bettende stehen.

Während er sich noch fragte, ob er das lediglich der Überlastung und Aufregung zuschreiben sollte, drehte sich der eine Sohn zu ihm um und fragte: "Papa, siehst du die Gestalt dort hinter dem Bett?" Und dann sagte sein jüngerer Sohn: "Das ist ein Engel!" - und seine Eltern riefen, sie hätten "so etwas noch nie gesehen".

Als dann eine Schwester dazukam, fragten sie sie, ob sie etwas Ungewöhnliches sehen könne, und sie antwortete: "Ach du meine Güte - da ist ein Engel!" Der Engel verschwand dann, und von diesem Moment an wurde die Frau wieder völlig gesund.

Dann gab es einen anderen Fall in einer kleinen Pfarrkirche in der Nähe von London. Ein junges Paar war in die Gegend gezogen, und die junge Frau wollte konfirmiert werden. Als sie dann am Taufstein stand und darauf wartete, hatte der Pfarrer ein seltsames Gefühl von warmem Öl auf dem ganzen Körper.

Er sah, wie die versammelte Gemeinde gespannt die Frau anschaute, und als er sich umdrehte, sah er neben ihr einen Engel, dessen Hände auf ihren Schultern lagen. Eine Zeugin fiel in Ohnmacht - sie war Katholikin und bat später wegen des Wunders, das sie erlebt hatte, anglikanisch konfirmiert zu werden.

Alle Leute, die in der Nähe des Taufsteins standen, hatten den Engel gesehen. Am nächsten Tag rief sie der Pfarrer alle zusammen und fand heraus, daß sie alle das gleiche erlebt hatten.

SI: Haben Sie Berichte aus der Zeit von Prinzessin Dianas Tod?

EH: Eine Anglikanerin und eine Sikh haben mir unabhängig voneinander geschrieben, daß sie bei sich im Raum, wo sie das Begräbnis von Prinzessin Diana im Fernsehen anschauten, eine Engelschar gesehen hätten.

SI: Gab es noch anderweitige Beschreibungen?

EH: Ja, fünf Blinde haben mir über ihre Erlebnisse berichtet; sie scheinen das gleiche zu erleben wie Sehende. Das ist ein interessantes Thema, und ich hoffe, darüber noch mehr zu erfahren.

SI: Haben Ihnen auch jüngere Leute geschrieben?

EH: Viele Menschen zwischen zwanzig und vierzig haben mir von Erlebnissen erzählt, die sie in der Kindheit hatten. Der erste Brief, den ich erhielt, kam von einer über sechzigjährigen Friedensrichterin, die darin ein Erlebnis schildert, das sie mit 22 Jahren hatte. Damals arbeitete sie in der Unfallstation des Londoner Guy's Hospital.

Ein drei Jahre altes Mädchen wurde in die Notaufnahme eingeliefert, gefolgt von einer völlig aufgelösten Mutter, einem Polizisten, einer Zeugin und einem verstörten Lastwagenfahrer. Offenbar hatte das Kind auf der Straße gespielt und war vom Laster überfahren worden. Der Fahrer hatte gespürt, wie die Reifen über das Kind rollten, und war völlig verzweifelt. Alle vier Personen hatten den Unfall gesehen.

Der Arzt untersuchte das Mädchen, aber es war nicht verletzt. Man machte Röntgenaufnahmen - alles war normal, außer daß das Mädchen bewußtlos war. Schließlich kam sie zu sich, schaute ihre Mutter an und sagte: "Wo ist der Mann mit dem langen weißen Mantel?" Der Arzt trat vor, aber das Kind sagte: "Nein, da war ein Mann in einem langen weißen Mantel, und er hat mich hochgehoben, als die Reifen über mich gerollt sind."

SI: Glauben Sie, Ihre Arbeit könnte zu einer Synthese unter den Religionsgemeinschaften beitragen, da sie zeigen kann, daß Engel Menschen aller Konfessionen erscheinen?

EH: Wenn in den unterschiedlichen Religionen alle die gleichen Erfahrungen machen, dann ist das sehr spannend. Die Medien haben Interesse an meiner Arbeit gezeigt, weil ich die erste in Großbritannien bin, die dieses Thema erforscht. Es gibt viele Bücher über Engel, aber im großen und ganzen aus der Sicht des Christentums oder des New Age.

SI: Wie sehen die Erfahrungen von Menschen anderer Religionen aus?

EH: Es sind genau die gleichen, oft sehen sie Engel in menschlicher Gestalt. Einige Moslems schrieben, daß sie bei einem Sterbenden einen starken Duft wahrgenommen haben, und eine Hindufrau roch den Duft der Lieblingsblumen ihres Vaters, als er starb.

SI: Sie haben rund 450 Briefe erhalten. Den Menschen müssen diese Erlebnisse offenbar viel bedeuten, daß sie sich die Mühe machen, Ihnen zu schreiben. Wird das aus den Briefen ersichtlich?

EH: Ja, die Begegnungen waren für sie sehr lebendig und haben sie nachdenklich gestimmt. Eine Frau schrieb, als ihr Mann gestorben sei und die Leichenbestatter sich um seinen Körper kümmerten, sei sie in den Garten gegangen. Als sie ins Schlafzimmer zurückkam, um das Bett zu machen, nahm sie einen intensiven Blumenduft wahr. Sie dachte, die Männer hätte ein Duftspray benutzt, aber als sie später einen Artikel über meine Arbeit las, wurde ihr klar, daß sie ein "Erlebnis" gehabt haben mußte, und das hat sie sehr beruhigt.

SI: Wie sehen Engel aus, wenn sie Menschen erscheinen?

EH: Ich denke, die Leute sehen verschiedene Arten von Engeln. Einige sehen den traditionellen, zweieinhalb Meter großen Engel. Ich erfuhr zum Beispiel vom Erlebnis eines Mannes, der seinen Hund an einem Kanal spazieren führte. Er war ein Wissenschaftler mit drei Titeln - eine intelligente, logisch denkende Person und Christ.

Er spürte etwas Unheimliches und fürchtete sich, also fing er an zu beten, und augenblicklich stand ein Engel von einem Meter achtzig wie sein Beschützer vor ihm. Andere haben verschwommen Lichtkugeln gesehen, einen starken Duft gerochen oder eine Stimme gehört. Einige Skeptiker fragten mich, warum Engel nicht immer in der gleichen Form erscheinen. Ich denke, wenn gerade Ihr Mann gestorben ist, würden Sie nicht plötzlich einen zweieinhalb Meter großen Engel vor sich sehen wollen. Das würde Ihnen Angst einjagen. Ich glaube, daß die Begegnung jeweils so gestaltet ist, daß man damit umgehen kann - sie ist auf den einzelnen zugeschnitten.

SI: Glauben Sie, daß die Menschheit einer spirituelleren Zeit entgegengeht?

EH: Ich denke, das muß sie. Religion ist auf dem absteigenden Ast, wir müssen etwas anderes finden. Die meisten meiner Generation sind ohne irgendeine Religion aufgewachsen, und der Mensch braucht etwas.

SI: Glauben Sie persönlich, daß es Engel gibt?

EH: Bevor ich mit diesen Nachforschungen begann, stand ich dem Thema etwas skeptisch gegenüber. Je mehr Briefe mit derart erstaunlichen Geschichten ich erhielt, desto mehr kam ich zu der Überzeugung, daß die Leute wirklich glauben, Engel gesehen zu haben. Heute habe ich wirklich das Gefühl, daß es da draußen Engel gibt, und wann oder wo immer sie erscheinen, ist ihre Anwesenheit tröstlich.

Falls Leser weitere Informationen wünschen oder über Erlebnisse mit Engeln berichten wollen (aus jeder Konfession und Weltanschauung), wenden Sie sich bitte an:

Emma Heathcote; PO Box 7459; Birmingham, B32 2TQ; England - oder <www.cherubim.freeserve.co.uk>

Weitere Beschreibungen über Engel finden Sie in Benjamin Cremes Buch Maitreya, Christus und die Meister der Weisheit.

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