Zeichen? Aber wovon?


Aus dem Buch: Zeichen einer neuen Zeit
des niederländischen Journalisten Richard Bremer


Kapitel I - Auszug (S. 9 - 16)




Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des © neue aspekte verlag München

Gut fünfzig Jahre war Joe Bullard nun Pfarrer, und er fand, damit habe er sein Pensum geschafft. Seine winzige Baptistenkirche im amerikanischen Knoxville zählte im übrigen nur noch ganze vierzehn Mitglieder, und die kamen nicht einmal mehr regelmäßig. Zeit also, um aufzuhören. Anfang November 1995 fuhr er mit seiner Frau Mildred an der kleinen weißen Kirche vorbei, wo er so lange seine Arbeit getan hatte.

Angesichts des bevorstehenden Abschieds waren sie in einer etwas wehmütigen Stimmung. Plötzlich sahen sie - mit den Worten von Pfarrer Bullard - "ein strahlendes weißes Licht, das für kurze Zeit das ganze Gebäude zu umhüllen schien." Sie sahen, was sie sahen. Doch was sollten sie damit anfangen? Der Pfarrer und seine Frau hatten nicht die geringste Idee und gingen wieder ihren Alltagspflichten nach.

Allerdings nicht lange. Am 8. November predigte Joe Bullard vor seiner Gemeinde. Und während er da stand und redete, erschien an einer Seite der Kirche ein helles weißes Licht. Bei näherem Hinsehen erkannte man die Form eines großen Kreuzes. Bullards Reaktion und die seiner kleinen Gemeinde ist verständlich: "Wir konnten es einfach nicht glauben."

Das sollte sich bald ändern. Das Kreuz erschien nämlich immer wieder, und es gesellten sich noch einige weitere dazu. Allesamt prächtige Kreuze, die eine Höhe von rund zwölf Metern erreichten.. Von nah und fern kamen Neugierige herbei, um zu schauen, was dort vor sich ging: Gläubige, die darin ein Zeichen Gottes erkannten; Skeptiker, die herausfinden wollten, was denn eigentlich faul an dieser Sache war; Menschen mit allerlei Gebrechen, die auf Heilung hofften; Journalisten.

Zu der letzten Gruppe gehört Bob Hurley. Er ist Kolumnist bei der Greenville Sun, einem regionalen Blatt. In seinem Augenzeugenbericht erklärte seinen Lesern: "in den letzten Tagen stehen mir nur noch die Haare zu Berge, denn es gibt tatsächlich solche Kreuze in der Copper Ridge Kirche. Das ist eine Tatsache. Zunächst war ich selbst ein bißchen skeptisch. Doch jetzt, wo ich sie mit eigenen Augen gesehen habe, glaube ich daran."

Auch Joe Bullard war inzwischen überzeugt. Für ihn stand fest, dass da göttliche Kräfte am Werk waren, auch wenn er noch nicht genau wusste, welche Schlüsse er daraus ziehen soltle. Eines Abends, als er sich mit einigen Kirchenältesten in der Kirche versammelt hatte, erschien ein großer Mann mit einem Turban auf dem Kopf, der langsam den Seitengang nach vorn schritt. Joe Bullard: "Seine Gestalt war absolut menschlich.

Dann aber tauchten zwei andere auf, die wolkenförmiger aussahen und ihm folgten. Alle paar Schritte wendete sich der letzte in der Reihe für einen kurzen Augenblick um und winkte uns freundlich zu. Im vorderen Teil der Kirche angekommen, machten sie kehrt. Wir hatten natürlich erwartet, dass die letzten zwei nun vorangehen würden, aber der erste Mann war wiederum vorne und die anderen folgten ihm, wie zuvor. Nachdem sie das dreimal getan hatten, verschwanden sie."

Ein paar Tage später ging Joe nach einem nächtlichen Gang zur Toilette zurück zu seinem Bett. "In meinem Zimmer erschien plötzlich ein kleines Kreuz und ich hörte eine Stimme sagen: ‚Halte die Türen der Kirche geöffnet, und es wird nicht lange dauern, bis ich wiederkehre.' Ich fragte: ‚Wer bist Du?' Doch das Kreuz und die Stimme waren nicht mehr da. Für einen Moment glaubte ich, den Verstand zu verlieren."

Verrückt? Die Geschichte wird noch bunter. Denn Joe Bullard hält daran fest, dass Kranke, wenn sie die Kreuze sehen, geheilt werden. Blinde. Taubstumme. Ein Kokainabhängiger, Mitglied einer Motorradgang, wurde mit einem Schlag von seiner Sucht befreit, als er ein solches Kreuz gesehen hatte. Eine überglückliche Joan Anderson erzählte ihre Geschichte im Oktober 1996 der Kokomo Perspective: Sie hatte einen Gehirntumor, den die Ärzte nicht operieren konnten und kam mehr oder weniger durch Zufall nach Knoxville, ohne jedoch von den besagten Heilungen zu wissen. Am nächsten Tag merkte sie zu ihrer großen Überraschung und Freude, dass ihre Kopfschmerzen verschwunden waren; der Tumor übrigens auch.

Die Lieblingsgeschichte von Pfarrer Bullard aber handelt von zwei Kindern, die aufgrund eines ärztlichen Fehlers seit ihrem ersten Lebensjahr taubstumm waren. Als sie eines Tages mit ihrer Mutter im Supermarkt von Knoxville einkaufen gingen, kam ein Mann auf sie zu - ein großer Mann in hellem Anzug. Er berührte die Köpfe der Kinder und sagte: "Sie werden nicht für immer taub bleiben. Geh mit ihnen zu der Kirche mit den Lichtkreuzen."

Einige Tage darauf beschloss die Mutter, diesem Rat zu folgen. Kaum waren die Kinder in der Kirche, als eines von ihnen aufgeregt durch das Fenster nach draußen wies. Die Mutter übersetzte seine Gebärdensprache: "Er sagt, dass Jesus draußen stehe ... Dass Jesus jetzt zu uns hereinkommt..." Das Kind zeigte auch weiterhin auf die Gestalt, aber niemand der Umstehenden konnte etwas erkennen.

Nach zwei Wochen war die Frau mit ihren Kindern wieder da. Als gerade ein Flugzeug über die Kirche donnerte, hielten sich die beiden fünf und sechs Jahre alten Kinder die Ohren zu. Sie konnten das Getöse hören, und seit diesem Moment, sagt Joe Bullard, nahm ihr Hörvermögen stets weiter zu.

Aber gibt es nicht doch eine einfache Erklärung für die Kreuze? Sie befinden sich auf irgendeine Weise im Glas selbst oder sind eine Widerspiegelung des von außen einfallenden Lichts. Das wäre wohl eine einigermaßen logische Antwort. Schaut man jedoch genau hin, so scheint es, als seien die Kreuze etwa dreißig Meter von der Kirche entfernt.

Und selbst wenn man die Kreuze als nicht vorhanden erklären wollte (und könnte), gibt es immer noch diese Geschichten, die die Menschen erzählen: Von Musik; von Gesang, den man manchmal in der Kirche gehört haben will und der von außen durch die Wände nach innen zu dringen scheint; von umherfliegenden Motten, die ein kleines, hell leuchtendes Kreuz hinterlassen; von Heilungen. Und Joe zeigt den Besuchern Fotos: Von zwei scheinbar durchsichtigen Männern in der Kirche. Von einem leuchtenden Kreuz mit einem Gesicht dahinter. Von menschlichen Gestalten, die von außen fotografiert, so groß wie die Kirche selbst sind.

Gerard Aartsen, Übersetzer aus Amsterdam, machte dafür eigens einen Umweg, als im Sommer 1996 in Amerika seinen Urlaub verbrachte. "Eigentlich bin ich überhaupt kein Kirchgänger, aber als ich damals von Lichtkreuzen hörte, so groß wie ein Haus, wollte ich sie natürlich mit eigenen Augen sehen", erzählt er.

"Ich war am 12. Juli dort. Um halb neun, als es gerade zu dämmern anfing, wurden die Kreuze immer besser sichtbar. Weil Pfarrer Bullard mir angeboten hatte, mich von meinem Motel zu der kleinen Kirche mitzunehmen, war ich schon vor der täglichen "Öffnungszeit" dort. Auf dem Hinweg bekam ich ein wundersames Ereignis nach dem anderen von dem Pfarrer zu hören. Ich hatte noch nicht einmal die eine Geschichte verdaut, da fing Bullard schon wieder mit der nächsten unglaublichen an. Die Kreuze in den Fenstern sind in der Tat prächtig, im bildlichen und wörtlichen Sinne."

" Ich habe Fotos gemacht, ohne Blitz, aber sie sind fast alle überbelichtet. Auf einem der Fotos kann man sehen, wie die Decke lichterloh zu brennen scheint, während der untere Teil zeigt, dass die Kirche eigentlich nur spärlich beleuchtet war. Eines der merkwürdigsten Phänomene: Wenn man von einem der Fenster aus nach ganz rechts schaut, kann man das Wort Jesus am Himmel lesen, ähnlich einer Neonreklame. Nur das E ist spiegelverkehrt. Man beginnt wirklich an sich selbst zu zweifeln, wenn man dies mit eigenen Augen sieht."

Was Aartsen noch davon überzeugte, dass es etwas Besonderes mit dieser Kirche auf sich haben muss, ist der physische Zustand des Pfarrers selbst. Nach Angaben von Bullard - und dies ist mit Hilfe von medizinischen Gutachten belegbar - war er vor dem Erscheinen der Kreuze mehr oder weniger Invalide. Er war übergewichtig, lief an Krücken, konnte schlecht sehen und hatte mit allerlei sonstigen Gebrechen zu kämpfen. "Während meines Besuches lief er die ganze Zeit quietschfidel umher, ohne irgendwelche Anzeichen von Schmerzen", versichert Aartsen.
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"Am vergangenen Wochenende", so schrieb die Pasadena Star News ... am 27. Mai 1988, "meldeten Bewohner des kleinen Städtchens El Monte in der Nähe von Los Angeles, dass sie in einem Badezimmerfenster in einer der Wohnungen ein Kreuz haben leuchten sehen." Die Sache führte zu einem regelrechten Volksauflauf. Bis spätabends standen die Menschen zu Hunderten auf der Straße, die Augen wie gebannt auf das Kreuz gerichtet.

Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Es war nicht das einzige. In dem gleichen südkalifornischen El Monte, und in der näheren Umgebung, hatte man bereits zwölf Exemplare gesichtet. Das erste davon eine Woche zuvor in der Wohnung von Margaret Romero und ihrem Mann, Eltern von drei kleinen Kindern.

Jemand beschrieb, was er dort in dem Haus der Romeros gesehen hatte: "Wir standen draußen, und sahen es erstmals aus einem Abstand von ungefähr sechs Metern. Das Kreuz schien größer zu werden je weiter wir uns von dem Fenster entfernten, und kleiner, wenn man näher herankam. Wenn man sich jedoch neben das Fenster stellte und hineinschaute, hatte es den Anschein, als wenn sich das Kreuz im Zimmer befände, jetzt wieder viel größer - etwa einen Quadratmeter groß."

Margaret Romero wollte Gewissheit und wandte sich an zwei verschiedene Glaserfirmen. Eine davon war schon seit dreißig Jahren in der Branche tätig, versicherte aber, dergleichen noch nie gesehen zu haben. Auch als man das Glas herausnahm, um es durch ein anderes zu ersetzen, veränderte dies nichts. Das Kreuz blieb im Glas. Die katholische spanischsprechende Gemeinde hatte nur eine Erklärung dafür: "Ein Wunder Gottes."

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