Das Turiner Grabtuch


aus: Share International, Mai 1998




Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von © Share International

Seit dem 18. April strömen Scharen von Menschen nach Turin, um einen Blick auf das Turiner Grabtuch zu werfen, das viele Christen für das Grabtuch Jesu halten. Das selten öffentlich ausgestellte Tuch hat die lang anhaltende Diskussion über seine Authentizität neu entfacht.

Dr. Gilbert Lavoie, ein Spezialist für innere und Arbeitsmedizin aus der Gegend von Boston, hat ein Buch geschrieben, in dem er überzeugende wissenschaftliche Beweise vorlegt, daß es sich tatsächlich um das Tuch handeln muß, in dem Jesus begraben wurde. Er sagt, daß das Bild auf dem Tuch nicht nur auf einen gekreuzigten und dann begrabenen Mann hinweist, wie man seit langem glaubt, sondern, daß das Bild auf einen senkrecht aufgehängten Mann schließen läßt.

Lavoie, der bereitwillig zugibt, kein Theologe zu sein, erklärt, daß er dem Tuch zunächst mit einiger Skepsis gegenüberstand und anzunehmen geneigt war, es handle sich nicht um das Bild Jesu. Doch nach fast zwanzig Jahren Studium, Forschung und wissenschaftlichen Untersuchungen sei er eines besseren belehrt worden. "Ich weiß, was ich glaube, doch dieses Buch habe ich geschrieben, damit die Leute für sich selbst entscheiden können", meinte er.

Das Buch Unlocking the Secret of the Shroud (Enthüllung der Geheimnisse des Grabtuchs) behandelt die widersprüchlichen Tests der Radiokarbondatierung von 1988, nach denen das Tuch angeblich aus dem Mittelalter stammt. Lavoie erhebt Zweifel an diesen Tests; er schreibt, die Wissenschaftler hätten nicht sechs Proben von verschiedenen Teilen des Tuches genommen, wie das Testprotokoll gefordert hatte, sondern nur eine Probe, die sie dann in sechs Teile teilten.

"Um irgendeinen relevanten archäologischen Test zu machen, muß man mehr als eine Probe vom Tuch haben, um sicherzustellen, daß die Analysenprobe repräsentativ ist", meinte Lavoie. Er schreibt, daß die wissenschaftlichen Untersuchungen der Probe mit der Karbonmethode darauf hinweisen, daß es sich von anderen Teilen des Tuches chemisch unterscheidet. Lavoie zweifelt an der Genauigkeit der Tests von 1988 und hält neue Tests für angebracht.

Er erwähnt auch die Arbeiten anderer Forscher und betont, daß weder Farbstoffe noch Malfarben das Bild auf dem Tuch erzeugen konnten. Es sei immer noch ein Rätsel, wie das Bild auf das Tuch kam, sagt Lavoie. Ein wichtiges Beweisstück ist ein Blutfleck, der sich am linken Ellenbogen befindet. Laut Lavoie ergaben die Untersuchungen dieses Blutflecks, daß der Mann im Tuch am Kreuz starb und horizontal beerdigt wurde. Und die Blutflecken seien dadurch verursacht worden, daß feuchte Blutklumpen mit dem Tuch in Berührung kamen.

Lavoie beschäftigte sich auch mit den jüdischen Begräbnissitten zur Zeit von Jesu Tod und fand heraus, daß die Körper gewöhnlich vor dem Begraben gewaschen wurden, mit einer Ausnahme: Wenn die Person durch Gewalteinwirkung starb und zur Todeszeit blutete, wurde sie nicht gewaschen, sondern nur in ein Tuch gewickelt.

Ein anderer Grund für Lavoies Ansicht, das Tuch stamme aus früheren Zeiten als dem Mittelalter, sind die Untersuchungen von Pollensporen und schwachen Blütenspuren auf dem Tuch. Diese Tests ergaben, daß die Sporen von Blumen stammen, die ausschließlich in der Gegend von Jerusalem blühen.

Lavoies Interesse an dem Tuch wurde durch ein Buch geweckt, das er vor 37 Jahren in einem Antiquariat gefunden hatte. Jetzt, nach vielen Jahren Arbeit tritt er mit dem Thema, das viele Christen beschäftigt, an die Öffentlichkeit.

"Diese Entdeckung ist ein Abenteuer, das ich nie erwartet hätte, und ich möchte einfach andere daran teilhaben lassen", sagte Lavoie.

(Quelle: Boston Globe, USA)

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