Marienerscheinungen


Aus dem Buch: Zeichen einer neuen Zeit
des niederländischen Journalisten Richard Bremer


Kapitel III (S. 40- 57) - Auszug




Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des © neue aspekte verlag München

Die Jungfrau Maria. Ihr Name taucht immer wieder in den Berichten und Meldungen auf, die Medien solchen und ähnlichen Fällen widmen. Manchmal kommt es vor, dass Menschen sie persönlich gesehen haben wollen, ein anderes Mal wird von weinenden, blutenden oder sich bewegenden Statuen gesprochen.

Wenn man, wie die meisten von uns, nicht mehr als eine Zeitung am Tag liest, dann wird man wohl nur sporadisch auf solche Berichte stossen. Sobald man aber anfängt, die Berichte zu sammeln, wie es Life einige Zeit getan hat, wird einem schon bald schwindlig werden. Ein Griff ins eigene Archiv zeigt, was gemeint ist.

Der Journalist Sean O'Neill berichtete 1988 in der Irish News von drei Frauen, die seit sechs Jahren Visionen von der Jungfrau Maria haben. An jedem Freitagabend in einer Kapelle bei einer kleinen Grotte in der Nähe von Blackwatertown, seit dem 31. Mai 1982.

Die Erscheinung ist ganz in Blau gekleidet und ruft auf zu Frieden, Gebet, Fasten und Beichte. Die kleine Kapelle soll Protestanten und Katholiken in gleicher Weise offen stehen, das jedenfalls habe Maria den beiden Frauen zufolge erklärt.

Diese Art von Wahrnehmung ist von ihrer Form her wohl die einfachste: Eine oder mehrere Personen haben eine Erscheinung oder eine,Vision', die andere nicht gesehen haben und der ansonsten keine besondere Wirkung nachgesagt wird.

Manchmal machen allerdings gleich ganze Gruppen dieselbe Erfahrung. Von einem solchen außergewöhnlichen Fall wurde 1982 auf den Philippinen berichtet. Außergewöhnlich deshalb, weil in diesem Moment etwa fünfhundert Kinder anwesend waren.

Die philippinische Zeitung Bulletin Today beschrieb, wie die Kinder der Grundschule Emilio Auginaldo von der Insel Luzon Zeugen einer Vision am Himmel wurden: Maria mit dem Jesuskind.

Es fing damit an, dass eine Zehnjährige aus der vierten Klasse auf dem Spielplatz nach oben zum Himmel schaute, und dabei drei Gestalten zu sehen glaubte. Maria mit einem Baby in den Armen und neben ihr ein alter Mann. Janet Holly, so hieß das Mädchen fing an zu weinen; sie hatte Angst, dass jene Gestalten sie holen kämen.

Sie rannte in die Klasse zurück und wollte die Lehrerin herbeirufen doch diese konnte nichts entdecken. Dafür aber die anderen Kinder, und die beschrieben dem Reporter die Vision, so Bulletin Today, in den schillernsten Farben. Nur eine Erwachsene, eine Lehrerin, sah es auch. Sie erzählte dem Reporter, sie habe eine gewaltige Kraft gefühlt, die sie zwang, niederzuknien.

In Medjugorie, einem Dorf im ehemaligen Jugoslawien, zeigte sich über viele Jahre hinweg ein scheinbar viel komplizierterer Fall: Es gab nicht nur Erscheinungen, die einige sehen konnten und andere nicht, sondern es traten auch Wunder auf, die mit diesen Erscheinungen offensichtlich im unmittelbaren Zusammenhang standen.

Zeitungsberichte und auch TV-Reportagen gibt es darüber zuhauf. Jahrelang sollen sechs Kinder in der örtlichen Kirche Visionen von der Jungfrau Maria gehabt haben. Täglich. Millionen Pilger aus der ganzen Welt strömten zu dem Ort.

Einer von ihnen, Dudley Plunkett, Lektor an der Universität von Southampton, schrieb im Herbst 1984 in der Guardian: "Plötzlich fallen sie alle zugleich auf die Knie. Ihre Augen haben sie auf den obersten Teil der Mauer vor ihnen gerichtet und auf ihren Gesichtern zeigt sich ein Ausdruck von Ergriffenheit, der während der ganzen Vision unverändert bleibt, trotz zum Teil recht ehrfurchtslosen Aktivitäten von Fotografen und neugierigen Pilgern.

Manchmal bewegen sich die Lippen der jungen Leute lautlos, als wenn sie ein Gespräch führten. Ein anderes Mal lächeln sie und nicken mit dem Kopf, aber sie sehen einander nicht an und merken offensichtlich auch nichts von dem, was um die herum geschieht. Ein paar Minuten später seufzen sie wie aus einem Munde. Das ist das Ende der Vision, und die bekreuzigen und erheben sich. In diesem Moment sind sie sich wieder ihrer unmittelbaren Umgebung bewusst, erkennen die Leute im Raum und reagieren freundlich auf deren Gruß."

"Natürlich gab es ernste Bedenken über das Zustandekommen der Visionen", schrieb Dudley Plankett weiter, "nicht nur von Seiten des katholischen Bischofs von Mostar. Die Kinder verhielten sich in jeder Hinsicht wie normale Jugendliche, freundlich und offen, ernst, aber ohne in tiefes Grübeln zu versinken, und sie sind bei ihren Altersgenossen beliebt.

Sie haben sich auch von den hartnäckigen und bohrenden Fragen der örtlichen Priester, der Polizei und Psychiater, die eigens von der Regierung beauftragt worden waren, nicht ins Bockshorn jagen lassen. Alle haben bestätigt, dass die Kinder ganz normal sind."
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Achtzehn Mitglieder einer katholischen Gemeinschaft in Kalifornien haben ebenfalls behauptet, ihre silbernen Rosenkränze hätten sich während einer Andacht in Gold verwandelt. Sie sind davon überzeugt, dass auch dies das Werk der Jungfrau von Medjugorje sein muss.

Amerikanische Metallexperten haben bei der Untersuchung der Rosenkränze festgestellt, dass es sich hierbei nicht um Gold handle, sondern um ein bisher noch unbekanntes Material. Ähnliche Meldungen kamen auch aus anderen US-Bundesstaaten sowie anderen Teilen der Welt.
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Anfang 1990 pilgerten täglich mehrere hundert Menschen zu einem kleinen Gehöft in Texas nahe der mexikanischen Grenze. Wieder einmal ist von einem jener abgelegenen Orte die Rede, wo die Leute möglicherweise viel empfänglicher für Marienerscheinungen sind. Der Associated Press zufolge war in einem Geschäft mit Autoersatzteilen ein Marienbildnis in einem dreißig Zentimeter breiten Stück grauen Zement auf dem Boden der Duschkabine aufgetaucht, nachdem ihm Maria erschienen war; sie soll ihn außerdem gebeten haben, eine Botschaft zu verbreiten: "Teilt mit euren Brüdern, betet den Rosenkranz, fastet und sucht Jesus, und bewahret ihn im Innersten eures Herzens."
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Reno Gazette Journal, August 1990: Dutzende Menschen wurden Zeugen, wie sich in der katholischen Kirche von Colfax, Kalifornien, ein blau-elektrischer Umriss der Jungfrau Maria neben einer Christusstatue manifestierte. Für einige Minuten schien sich das Bild zu bewegen."
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Ein ähnlicher Bericht kommt von einer alten koptischen Kirche in einem Elendsviertel im Norden der ägyptischen Hauptstadt Kairo. 1987 wurde die Kirche zu einem Wallfahrtsort, nachdem dort nicht bloß fromme Christen, sondern auch Moslems Erscheinungen der Madonna gesehen hatten.

Auch kursierte die Nachricht von wunderbaren Genesungen. Schon früher war Ägypten Schauplatz von großartigen Erscheinungen geworden, in Sachen Zulauf etwa mit dem Interesse für Medjugorje vergleichbar. Ich zitiere die Egyptian Gazette von Freitag, dem 11. April 1988:

"Mehr als eine Viertel Million Ägypter und ausländische Besucher kamen zu der Feier in der Kirche der Heiligen Jungfrau zu Zeitun nahe Kairo, um dem ersten Jahrestag der Erscheinung Mariens, die bei der Kirche gesehen worden war, beizuwohnen. Obwohl seither ein Jahr verstrichen ist, tritt die Erscheinung von Zeit zu Zeit wieder auf. Zuletzt wurde die Erscheinung noch dreimal gesehen, jedes Mal begleitet von weißen Wolken in Form einer Taube und mit einem Licht, das die ganze Kirche umhüllte."

Ist die katholische Kirche gewöhnlich eher zögerlich, wenn es um die Anerkennung solcher Vorkommnisse geht konnte die koptische Kirche nicht anders, als sich angesichts der anwesenden Massen dazu zu bekennen.

Wieder die Egyptian Gazette: "Tausende Menschen verschiedener Glaubensrichtungen und Überzeugungen haben die Wunder gesehen. Alle ihre Beschreibungen von Zeit, Ort und äußerlichen Umständen der Erscheinungen waren identisch. Das Wunder zeichnet sich durch zwei wichtige Merkmale aus.

Zum einen führt es bei vielen zu einem starken Aufleben ihres Glaubens; zum anderen treten plötzlich zahllose Heilungen auf, deren wundersames Zustandekommen von vielen Ärzten bezeugt worden ist. Die Kirche bestätigte die Erscheinungen nach sorgfältigen Untersuchungen eines Rates, der von Seiner Heiligkeit Papst Kyrellos berufen wurde. Auch der Papst hatte sich das Wunder angesehen."
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Das alles ist aber gar nichts, verglichen mit dem, was sich auf den Philippinen ereignete. Die philippinische Zeitung Manila Bulletin berichtete 1993 von einem Massenspektakel, bei dem schätzungsweise eine Million Menschen auf den Beinen waren, um einer angekündigten Erscheinung der Jungfrau Maria beizuwohnen.

Zusammenfassung einer Reportage aus der genannten Zeitung: Der 16-jährige Judiel Nieva behauptete, dass ihm die Madonna seit 1989 Botschaften übermittelt habe. Im Februar 1993 hatte eine Marienfigur der Familie von Judiel Nieva erstmals blutrote Tränen geweint. Tausende konnten das Phänomen während des Hochamtes verfolgen.

Ein Mitarbeiter des philippinischen Präsidenten sagte, die Figur sei zweimal zu seiner sehr kranken Frau gebracht worden, worauf sich deren Zustand beide Mal unerwartet gebessert habe. Andere Berichte sprachen davon, dass sich Hostien in Nievas Mund in Fleisch und Blut verwandelt hätten.

Am 6. März 1993 versammelte sich eine Gruppe von Pilgern in Agoo, in der Provinz La Union. Nach Angaben des Jungen würde Maria dort erscheinen. Tags zuvor waren Tausende Marienverehrer anwesend, als sich eine "tanzende Sonne" manifestierte. Ein Journalist des Manila Bulletin, der das Geschehen beschrieb, erklärte, er selbst sei ein Viertelstunde lang Zeuge der "drehenden und tanzenden Sonne" gewesen.

In der Nacht vor der Agoo-Erscheinung meldeten Zeugen, dass unmittelbar unterhalb des Sternbildes von Großen Bär drei helle, zueinander gerichtete Sterne erschienen waren. Bei Tagesanbruch "bewegte sich und tanzte" die Sonne erneut einige Sekunden lang, so die Zeugen.

An jenem 6. März versammelte sich eine riesige Menschenmenge. Pater Roger Cortez forderte die Leute auf, die Anwesenheit Christi in ihren Herzen zu fühlen, woraufhin für einige Sekunden eine Silhouette der Jungfrau Maria über einem Guavenbaum sichtbar wurde.

Ungefähr zehn Minuten später, während Judiel Nieva eine Botschaft vorlas, die, wie er sagte, von Maria war, erschienen "aus unterschiedlichen Richtungen verschiedene Farben von Licht, und das Licht bewegte sich auf die Sonne zu" so der Manila Bulletin. Der junge Seher erklärte, dass die Madonna in ihrer Botschaft die Katholiken dazu auffordere, für die Kinder in dem von Hungersnot heimgesuchten Somalia zu beten.

Hohe Beamte der philippinischen Regierung, darunter auch der Parlamentsvorsitzende, bestätigten das Geschehen. Ein Rundfunk-Reporter, Mon Francisco, sagte während seiner Sendung, er habe die Silhouette einer Frau gesehen, die einen dunklen Gürtel trug, und er versicherte ausdrücklich, dass er "nicht halluziniert" habe.

Bischof Salvador Lazo, katholischer Bischof dieser Provinz, war ebenfalls Zeuge des Phänomens und rief daraufhin eine Kommission ins Leben, die Beweise und Zeugenaussagen sammeln und dem Vatikan Bericht über dieses Ereignis erstatten sollte. Einer Wasserquelle in der Nähe des Erscheinungsortes werden bis heute wundersame Heilungen nachgesagt.
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Gut, gut, es wimmelt nur so von derartigen Berichten. Sehr sonderbar, in der Tat, das muss ich jetzt langsam mal zugeben. Doch sonderbarer als gewöhnlich? Das ist die Frage. Möglich wäre es, denn selbst der Presse ist so hin und wieder aufgefallen, dass Marienerscheinungen im Aufschwung sind.

So berichtete die niederländische Tageszeitung DeTelegraaf im Sommer 1987 in einem ganzseitigen Artikel, dass überall in der Welt, vor allem aber in Italien, eine enorme Zunahme von Marienerscheinungen zu beobachten sei.

Die Zeitung erwähnte unter anderem den "sagenhaften Fall" des 75-jährigen Bauern Domenico Masseli, der - nahezu völliger Analphabet - in Kontakt mit der Madonna von Storella stand. Leute schickten ihm Briefe mit Fragen an die Madonna, die er dann ungelesen auf den Altar in der Kirche von Storella legte.

"Ohne zu zögern wurden sie, einer nach dem anderen, im Namen von Maria durch ihn beantwortet, und völlig korrekt. Seine Erklärung ist einfach: Ich bin der Postbote der Madonna" zitierte die Zeitung.

Weitere Marienerscheinungen in Italien wurden gemeldet aus: Potenza, Nocere Inferiore, Subiaco, San Chirico, Raparo, Bergamo, Laziso, Tivoli, Taranta Peligna, Castrovillari und Calabria.

Gläubigen zufolge gibt es genug rätselhafte Erscheinungen in der Welt, um sogar eigens eine Konferenz darüber abzuhalten, berichtete die Los Angeles Times am 26. April 1991. Von nah und fern kamen nach Angaben der Zeitung "Visionäre und Mystiker" zu der Konferenz - aus der Schweiz, der Sowjetunion, aus Nicaragua und Irland.

Auch der Wochenzeitung Time fiel auf, dass mehr los war als sonst. Das Titelblatt am Ende desselben Jahres, 1991, trug die Überschrift: "Auf der Suche nach Maria". Mehr und mehr Menschen, so ließ das Blatt verlauten, besuchen bekannte Wallfahrtsstätten. Doch wird der "enorme Zulauf nahezu völlig vom Marienkult überschattet, der sich aufgrund von Berichten und Meldungen über die neuen Erscheinungen in der heutigen Zeit gebildet hat."

Time wies unter anderem auf Cuapa, eine Stadt in den Nicaragua, und auf die Ukraine hin, wo 1987 Marienerscheinungen gemeldet wurden. Ein paar Jahre später, am 10. April 1995, kam Time noch einmal darauf zurück, auch diesmal wieder in einem Aufmacher: "Können wir noch an Wunder glauben?"

Roger Pilon, Leiter eines offiziellen Untersuchungsausschusses des Vatikans meldete sich in einem Artikel über diese Sache zu Wort und stöhnte: "Die Menschen sind geradezu hungrig nach Zeichen."

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