Die
weinende Madonna - Betrug oder Wunder?
Blutstränen einer Madonnenfigur sorgen für große Aufregung
in Italien
Die Hamburger Morgenpost berichtet in der Ausgabe vom 07. April 1995 in
der Titelgeschichte über die weinende Madonna von Civitavecchia in
Italien.
Bischof Girolamo Grillo hatte zunächst schweigen wollen, aber dann
erzählte er am 06. April doch vom Wunder in der mittelitalienischen
Kleinstadt Civitavecchia. Dieses hatte ihn bereits am 15. März erstaunt
und ließ ihn den Atem stocken. "Ich habe die Madonna weinen
sehen", sagte der Kirchenmann. "Eine Blutsträne floß
auf den Hals der Statue."
Er zelebrierte um 8.15 Uhr die Messe, als die Madonna, die er in seinem
Korb aufbewahrte, beim Mariengebet wieder anfing, zu weinen. Die Figur
stammte aus dem bosnischen Wallfahrtsort Medjugorje. Seine Schwester nahm
die Figur daraufhin in die Hand und befleckte sich einen Finger mit Blut,
wozu Grillo aber nicht den Mut hatte.
Zuvor soll die"weinende Madonna von Civitavecchia" bereits dreizehnmal
Blutstränen vergossen haben, wobei es sich laut Grillo um echtes
Blut handele, ein Betrug sei ausgeschlossen. Zur Untersuchung des Phänomens
hatte er eine zehnköpfige Theologenkommission einberufen. Zitat:
"Eine Computer-Tomographie der 43 Zentimeter hohen Gipsstatue in
der römischen Gemelli-Klinik ergab, dass sich im Inneren keine technische
Einrichtung befindet. Nun soll das Blut genauer untersucht werden."
Der von der Hamburger Morgenpost dazu befragte Pastor Jörg Hermann
von der Nordelbischen Kirche meinte, dass er nicht an "solche Art
Wunder" glaube, sondern an Wunder im zwischenmenschlichen Bereich,
die ihm auch schon begegnet seien. Der katholische Weihbischof in Hamburg,
Dr. Hans-Jochen Jaschke äußerte, nach seiner Meinung sei der
christliche Glaube nicht auf Wunder angewiesen.
Laut der Hamburger Morgenpost schienen die mysteriösen Blutstränen
aber zumindest in Italien den christlichen Glauben auf wundersame Weise
zu fördern. Täglich würden hunderte von Gläubigen
nach Civitavecchia kommen, und plötzlich kämen auch Meldungen
über neue Erscheinungen aus den Orten Tivoli, Terni und Chieti. Der
Vatikan habe verlauten lassen, dass Wunder in Zeiten der Krise schon immer
Hochkonjunktur gehabt hätten.
Quelle: Hamburger Morgenpost, 07. April 1995
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